24.03.2015

Information gegen braune Mythen

Bericht vom linXXtreff im März mit Dr. Karlheinz Schaller

Michael Leutert

Den braunen Mythen handfeste Informationen entgegensetzen – das war ein Hauptziel meiner linXXtreff-Veranstaltung am 20. März. Zu diesem Zweck hat Dr. Karlheinz Schaller – dem ich an dieser Stelle herzlich danken möchte – über die Chemnitzer Arbeiterschaft in der Zeit des Nationalsozialismus referiert. Dass damit ausdrücklich auch Zwangsarbeiter*innen gemeint sind, wird klar, wenn man weiß, dass neben Frauen und alten Leuten vor allem Zwangsarbeiter aus den verschiedensten Ländern die im Krieg kämpfenden Chemnitzer Männer ersetzen sollten. Jüdischen Zwangsarbeitern und sowjetischen Kriegsgefangenen ging es – wenn man diese Abstufung überhaupt treffen sollte – am schlechtesten. Vernichtung durch Arbeit war Programm. In Chemnitz gab es große isolierte Lager, in denen die sowjetischen Häftlinge die schlechtesten Bedingungen von allen Kriegshäftlingen hatten. „Man könnte fast an jeder Ecke in Chemnitz einen Gedenkstein setzen“, stellte Dr. Schaller fest.
Unter den deutschen Arbeiter*innen gab es ein weitverbreitetes Klima der Angst und der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Zwangsarbeiter*innen, doch immer wieder auch Solidarität und Hilfe.
Ich erinnerte daran, dass während ich in meiner eigenen Jugend in den neunziger Jahren in Mittweida politisch aktiv war, vieles dort noch völlig unbekannt gewesen ist. Dabei gab es auch in Mittweida früher ein Kriegsgefangenenlager, das nicht verborgen geblieben sein kann. Weder in Chemnitz, noch in Mittweida, noch irgendwo sonst konnte man hinterher glaubhaft behaupten, von den Zwangsarbeiter*innen und den Kriegsgefangenenlagern nichts gewusst zu haben.
Die gut besuchte Veranstaltung hat einen Ausschnitt der Realität der Zeit im Nationalsozialismus beleuchtet. Für mich war es ein gelungener Versuch an einem konkreten Beispiel zu zeigen, dass die Herrschaft des Nationalsozialismus eine Herrschaft des Verbrechens war, die alle Teile der Gesellschaft durchdrungen hat. Wir brauchen neben unserem abstrakten Wissen gerade auch solche Veranschaulichungen, solche Orte aus unserer eigenen Umgebung um Aufklärung gegen braune Lügen zu setzen.

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