Wirtschaftsfaktor Flüchtlinge: Integration als Chance – Die politischen Grundsätze von DIE LINKE

Die Aufnahme und Integration geflüchteter Menschen ist eines der zentralen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit. Insbesondere seit den Jahren 2015/16, als viele Menschen vor Krieg, Verfolgung und Armut nach Deutschland flohen, hat sich die politische Debatte intensiviert. Michael Leutert, langjähriges Mitglied des Bundestags für DIE LINKE, betont immer wieder die Notwendigkeit einer humanen und solidarischen Flüchtlingspolitik. Die Partei DIE LINKE steht für einen klaren Kurs: Geflüchtete sollen nicht nur Schutz finden, sondern aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dieser Artikel beleuchtet die Grundsätze der Partei und gibt einen umfassenden Einblick in ihre Konzepte zur Integration von Geflüchteten.

Politische Grundsätze von DIE LINKE zur Integration Geflüchteter

DIE LINKE verfolgt in ihrer Flüchtlingspolitik einen menschenrechtsbasierten Ansatz. Im Mittelpunkt steht das Recht auf Asyl als unveräußerliches Menschenrecht, das weder durch Obergrenzen noch durch restriktive Gesetzgebung eingeschränkt werden darf. Die Partei setzt sich dafür ein, Fluchtursachen wie Krieg, Armut und Klimawandel zu bekämpfen und fordert eine faire Verteilung der Geflüchteten innerhalb Europas.

Zentral ist dabei die Forderung nach einem schnellen Zugang zu Integrationsangeboten. DIE LINKE kritisiert bürokratische Hürden im Asylverfahren und plädiert für transparente sowie beschleunigte Verfahren, damit Geflüchtete rasch Klarheit über ihren Aufenthaltsstatus erhalten. Ein weiteres Leitmotiv ist das Prinzip der Gleichbehandlung: Geflüchtete sollen dieselben Rechte auf Bildung, Arbeit und soziale Sicherung genießen wie alle anderen Menschen in Deutschland.

Darüber hinaus spricht sich DIE LINKE gegen Sammelunterkünfte aus und fordert stattdessen dezentrale Unterbringungskonzepte. Die Würde des Einzelnen stehe im Mittelpunkt – Integration kann nur gelingen, wenn Geflüchtete nicht isoliert werden, sondern als Nachbarinnen und Nachbarn willkommen sind.

Nicht zuletzt lehnt DIE LINKE jede Form von Abschottungspolitik ab. Grenzzäune und Pushbacks an den Außengrenzen der EU widersprechen aus Sicht der Partei den Grundwerten einer solidarischen Gesellschaft.

Soziale Teilhabe durch Bildung und Arbeitsmarktintegration

Bildung gilt als Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe – das unterstreicht auch DIE LINKE in ihren politischen Forderungen immer wieder. Für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung muss ein schneller Zugang zu Kitas, Schulen und außerschulischen Bildungsangeboten gewährleistet sein. Studien zeigen: Je früher geflüchtete Kinder ins Bildungssystem integriert werden, desto besser sind ihre Chancen auf einen erfolgreichen Lebensweg.

Erwachsene Geflüchtete benötigen gezielte Sprachförderung sowie Möglichkeiten zur beruflichen Qualifizierung. Laut einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag die Erwerbstätigenquote unter Geflüchteten fünf Jahre nach ihrer Ankunft 2021 bei etwa 54 Prozent – Tendenz steigend. Dies zeigt das Potenzial erfolgreicher Integrationsmaßnahmen.

DIE LINKE fordert:

  • Kostenfreie Sprach- und Integrationskurse ab dem ersten Tag
  • Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse ohne unnötige Hürden
  • Zugang zu Ausbildung und Studium unabhängig vom Aufenthaltsstatus
  • Maßnahmen gegen Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt

Viele Unternehmen erkennen inzwischen die Vorteile einer vielfältigen Belegschaft: Sie profitieren von interkulturellen Kompetenzen, neuen Perspektiven sowie der Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ein Beispiel ist die Deutsche Bahn AG: Sie beschäftigt mittlerweile über 700 Geflüchtete in verschiedenen Ausbildungsberufen (Stand 2023).

Tabelle: Erwerbstätigenquote von Geflüchteten in Deutschland (2016–2021)

Jahr Erwerbstätigenquote (%)
2016 10
2017 20
2018 29
2019 35
2020 45
2021 54

Die Zahlen verdeutlichen: Mit gezielten Investitionen in Bildung und Qualifizierung lässt sich Integration nicht nur humanitär, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich gestalten.

Wohnraum und Zugang zu öffentlicher Infrastruktur

Ein zentrales Hindernis für gelingende Integration ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum – insbesondere in Ballungsgebieten wie Berlin oder München. Viele Geflüchtete müssen lange Zeit in Gemeinschaftsunterkünften leben; Privatsphäre oder Teilhabe am sozialen Leben bleiben so oft verwehrt.

DIE LINKE fordert daher massive Investitionen in den sozialen Wohnungsbau sowie die Förderung dezentraler Unterbringungskonzepte. Kommunen sollen unterstützt werden, leerstehende Immobilien nutzbar zu machen oder Neubauprojekte anzustoßen. Die Vergabe von Wohnraum muss transparent erfolgen; Diskriminierung bei der Wohnungssuche darf keinen Platz haben.

Neben dem Wohnen spielt auch der Zugang zu öffentlicher Infrastruktur eine entscheidende Rolle:

  • Gesundheitsversorgung: Alle Menschen – unabhängig vom Aufenthaltsstatus – sollen Anspruch auf medizinische Versorgung haben.
  • Öffentlicher Nahverkehr: Preiswerte oder kostenfreie Tickets erleichtern Mobilität.
  • Freizeitangebote: Sportvereine, Bibliotheken oder Kulturzentren bieten wichtige Begegnungsräume.
  • Digitale Teilhabe: Internetzugang ist heute Voraussetzung für Bildungserfolg und gesellschaftliche Integration.

Praktische Beispiele zeigen den Erfolg solcher Maßnahmen: In Hamburg hat das Projekt „Welcome@Home“ über 500 geflüchteten Familien geholfen, eigene Wohnungen zu finden; zahlreiche ehrenamtliche Patenschaften unterstützen bei Behördengängen oder Alltagsfragen.

Die Erfahrung zeigt zudem: Investitionen in Infrastruktur kommen nicht nur Geflüchteten zugute – sie stärken das Gemeinwesen insgesamt.

Partizipation und Mitbestimmung im gesellschaftlichen Leben

Integration bedeutet mehr als wirtschaftliche Selbstständigkeit; sie umfasst auch politische Partizipation sowie kulturelle Mitgestaltungsmöglichkeiten. Nur wer gehört wird, kann seine Interessen vertreten – deshalb setzt sich DIE LINKE für mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten geflüchteter Menschen ein.

Dazu gehört zunächst die Möglichkeit zur politischen Teilhabe auf kommunaler Ebene: Viele Städte richten inzwischen Integrationsbeiräte ein, in denen Migrantinnen und Migranten mitreden können. Doch echte Partizipation erfordert mehr:

  • Forderung nach kommunalem Wahlrecht für alle dauerhaft hier lebenden Menschen
  • Förderung migrantischer Selbstorganisationen
  • Unterstützung interkultureller Projekte in Vereinen, Schulen oder Jugendzentren
  • Abbau bürokratischer Hürden bei der Vereinsgründung

Ein positives Beispiel liefert die Stadt Leipzig: Hier arbeiten seit Jahren Vertreterinnen migrantischer Communities eng mit Stadtverwaltung und Politik zusammen – etwa im Rahmen des „Forum Migration“. Dadurch konnten zahlreiche Verbesserungen im Alltag erzielt werden (z.B. mehrsprachige Informationen oder gezielte Bildungsangebote).

Partizipation fördert nicht nur das Zugehörigkeitsgefühl; sie stärkt auch demokratische Strukturen insgesamt.

Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung interkulturellen Dialogs

Diskriminierungserfahrungen gehören leider zum Alltag vieler Geflüchteter – sei es bei der Wohnungssuche, am Arbeitsplatz oder im Kontakt mit Behörden. Studien des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) zeigen: Rund ein Drittel aller befragten Migrantinnen gab an, bereits Benachteiligungen erlebt zu haben (Stand 2022).

DIE LINKE sieht darin eine zentrale Herausforderung: Sie fordert konsequente Maßnahmen gegen Rassismus sowie institutionelle Diskriminierung:

Wichtige Maßnahmen zur Antidiskriminierung

  1. Ausbau unabhängiger Beratungsstellen für Betroffene
  2. Schulungen für Behördenmitarbeitende im Umgang mit Vielfalt
  3. Stärkere Kontrollen bei Vermietern & Arbeitgebern hinsichtlich Gleichbehandlung
  4. Förderung von Projekten gegen Hate Speech & Fake News im Netz
  5. Sichtbare Zeichen gegen Rassismus im öffentlichen Raum (z.B. Gedenktage)

Ebenso wichtig ist die Förderung des interkulturellen Dialogs: Begegnungen auf Augenhöhe schaffen Verständnis füreinander – sei es beim gemeinsamen Kochen im Nachbarschaftstreff oder beim Sportturnier im Stadtteilpark.

Langfristig profitieren davon alle Beteiligten: Eine offene Gesellschaft nutzt kreative Potenziale vielfältiger Biografien – Innovation entsteht dort, wo Unterschiede wertgeschätzt werden.

Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen

Die erfolgreiche Integration geflüchteter Menschen gelingt nur gemeinsam mit engagierten Akteuren aus Zivilgesellschaft und Ehrenamt. Organisationen wie Pro Asyl, Caritas oder Diakonie leisten unverzichtbare Arbeit – sei es durch Beratung im Asylverfahren oder Unterstützung beim Ankommen vor Ort.

DIE LINKE betont die Bedeutung dieser Partnerschaften ausdrücklich:

  • Öffentliche Fördermittel müssen gesichert sein; Kürzungen gefährden Integrationsprojekte.
  • Kommunale Vernetzungsstellen sollen Kooperation zwischen Verwaltung & Ehrenamt stärken.
  • Innovative Ansätze wie Patenschaftsprogramme („Start with a Friend“) verdienen strukturelle Unterstützung.
  • Auch Migrantenselbstorganisationen sollten finanziell gestärkt werden; sie kennen Bedarfe oft am besten aus eigener Erfahrung.

Eine Untersuchung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ergab bereits 2020: Über zwei Millionen Menschen engagieren sich regelmäßig ehrenamtlich für Geflüchtete – vom Deutschunterricht bis zum Fußballtraining reicht das Spektrum an Aktivitäten.

Überblick wichtiger Akteure

Organisation Schwerpunkt Besonderheit
Pro Asyl Rechtsberatung & politische Lobbyarbeit Unabhängig & bundesweit aktiv
Caritas Soziale Hilfen & Integrationsdienste Kirchlicher Träger
Diakonie Beratung & Betreuung Evangelischer Wohlfahrtsverband
Start with a Friend Patenschaftsprogramme Peer-to-Peer-Prinzip
Türkische Gemeinde Selbstorganisation & Kulturprojekte Fokus auf Community-Arbeit

Die enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft ist eine tragende Säule gelingender Integrationspolitik – davon profitiert nicht nur jede*r Einzelne, sondern unsere gesamte Gesellschaft.

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen eindrucksvoll: Wenn Integration ganzheitlich gedacht wird – also Bildungschancen eröffnet werden, Wohnraum bereitsteht sowie Partizipation ermöglicht wird –, dann entstehen daraus neue Perspektiven für alle Beteiligten. Michael Leutert betont stets den „Wirtschaftsfaktor Flüchtlinge“ nicht als Kostenfrage zu betrachten, sondern als Chance zur Erneuerung unserer Gesellschaft begreifen zu lernen.

Mit einer klaren Haltung gegen Ausgrenzung sowie einer konsequent solidarischen Politik schafft DIE LINKE Voraussetzungen dafür, dass geflüchtete Menschen nicht länger Objekte politischer Debatten bleiben müssen – sondern aktive Gestalter*innen unseres gemeinsamen Lebens werden können.

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