DIE LINKE.

Michael Leutert, MdB (DIE LINKE.)


16.11.2008

Denkmalschutz und Stadtumbau Ost - wie weiter?

den Menschen in den Mittelpunkt stellen

Patrick Pritscha
Reitzenhain
Reitzenhain
Die Debatte um den Abriss alter Wohnungsbest�nde hat neuen Z�ndstoff bekommen. Mit dem vom Ostbeauftragten des Bundes, Wolfgang Tiefensee (SPD), gefordertem Richtungswechsel, welche die F�rderung des R�ckbaus von Altbaubest�nden unterbinden soll, ist der Bund in die Offensive gegangen. Auf der kommenden dreit�gigen Europ�ischen Denkmalmesse in Leipzig wird dieses Thema im Mittelpunkt der Diskussion stehen. Dies geschieht nicht ohne Grund. In der Tat ist die weit verbreitete Kritik am Abriss von Altbauten mit einigen Problemen behaftet. Zu diesem Thema hat sich auch schon das Leibniz-Institut f�r �kologische Raumentwicklung (I�R) zu Wort gemeldet. Es warnt eindringlich vor einer einseitigen Kritik an Abrissma�nahmen beim Stadtumbau Ost und fordert eine differenzierte Sichtweise auf die reelle Leerstandsproblematik in Sachsen. Denn ohne Abrissma�nahmen droht vielen St�dten und Gemeinden eine deutliche Steigerung der Wohnungsleerstandsquote - und das vor allem in den Altbaubest�nden. Dar�ber hinaus k�nnen hohe Nebenkosten und die energetisch schwierige Sanierung der Altbauten zu einer Erblast f�r kommende Generationen werden. Der Direktor des Instituts, Professor Bernhard M�ller sagt dazu: „ Das vehemente Eintreten f�r den Erhalt der Geb�udebest�nde von vor 1945 hilft den von Leerstand und Bev�lkerungsschrumpfung betroffenen St�dten und Gemeinden nicht. (…) Sachsen ist das Bundesland mit den prozentual gr��ten Wohnungsbest�nden von vor 1918. Mit einem Anteil von fast 30 Prozent ist er mehr als doppelt so hoch wie in Westdeutschland. Gleichzeitig ist der Leerstand in diesem Altbausegment mit �ber 26 Prozent am h�chsten. Die Leerst�nde in den nach 1949 bis 1990 errichteten Geb�uden sind erheblich niedriger" Hinzu kommt, dass in Zukunft Energiesparma�nahmen einen h�heren Stellenwert bekommen, als es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Doch gerade die viel geschm�hten Neubauten sind mit erheblich geringerem Aufwand unter diesem Gesichtspunkt zu sanieren als die Altbauten. Dies hat nicht unwesentliche Folgen f�r die Entwicklung der Mietpreise. Doch auch andere Gesichtspunkte m�ssen beachtet werden. Im Zuge der demographischen Entwicklung werden immer mehr Wohnungen ben�tigt, welche den Anforderungen der Senioren gerecht werden. Das bedeutet ebenerdige Hauszug�nge, Fahrstuhl, breitere T�ren und einiges mehr. Gerade solche Umbauten sind im Altbau mit gro�en Problemen und hohen Kosten verbunden. Leider m�ssen wir davon ausgehen, dass es eine zunehmende Altersarmut im Osten geben wird. Die kontinuierliche hohe Arbeitslosigkeit seit der Wende hat gravierende Auswirkungen auf das kommende Rentenniveau. Damit wird das Thema des bezahlbaren Wohnraums gerade f�r diese Bev�lkerungsgruppe von gro�er Bedeutung sein. Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Denkmalschutz. In Sachsen gibt es zur Zeit �ber 106 000 Denkm�ler. Die Spanne reicht dabei vom einfachen Haus bis hin zum Fl�chendenkmal, bei dem ganze Ensemble gesch�tzt sind. Damit ist der Freistaat das Bundesland mit den meisten Denkm�lern pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: die bayrische Landeshauptstadt M�nchen besitzt ca. 800 Denkm�ler und die s�chsische Industriestadt Chemnitz �ber 3000! Zwar gingen in Sachsen seit der Wende ca. 3500 Denkm�ler verloren, doch mit Blick auf die Gesamtzahl der vorhanden Denkm�ler in Sachsen kann von einem Kahlschlag in der historischen Bausubstanz wohl keine Rede sein, auch wenn dieser Eindruck in den �ffentlichen Debatten oft vermittelt wird. Auff�llig ist, dass in der ganzen Diskussion um Abriss und Denkmalschutz die Menschen und ihre Bed�rfnisse kaum eine Rolle spielen. H�user ben�tigen jedoch Bewohner und Nutzer, damit sie ihrem unmittelbaren Zweck gerecht werden k�nnen. Damit aber Menschen an einem Ort bleiben, braucht es mehr als sanierte Denkm�ler, da spielen die Fragen der Lebensqualit�t und des Lebensunterhaltes eine entscheidende Rolle. Werden diese Probleme nicht gel�st, geht die Debatte um Abriss und Denkmalschutz am eigentlichen Kern vorbei. Das einzige was entstehen kann, wenn der Mensch nicht mitgedacht wird, sind sanierte Geisterst�dte. Auf der Europ�ischen Denkmalmesse sollen jetzt erstmalig auf einer Auktion zwei Dutzend Objekte zum Verkauf angeboten werden, darunter Wohnh�user in Reitzenhain. F�r den Fall, dass sich jemand daf�r interessiert, aber noch keine Zeit hatte sich einen pers�nlichen Eindruck von der Gegend zu machen, hier einige Bilder aus der s�chsischen Grenzregion.
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